Öffentliche Bauten

Wo heute die Gemeindeverwaltung ist, stand früher das obrigkeitliche Kornhaus der Nidauer. Ganz ursprünglich befand sich dort das städtische Gebeinhaus, bis der Staat Bern im Jahr 1536 das Gebäude für 90 Gulden von der Stadt loskaufte und dort für die Stiftsschaffnerei des Vinzenz-Ordens ein Kornhaus einrichtete. Noch anfangs des 19. Jahrhunderts diente das 42 Fuss lange und 30 Fuss breite Gebäude der Lagerung und dem Verkauf von Getreide. 1844 kaufte die Stadt das Gebäude, um es in ein Schulhaus umzuwandeln.

Das Projekt musste aber bis 1866 zurückgestellt werden, da die Gemeinde in finanziellen Nöten steckte. Ausserhalb der Stadt, jenseits der Schlossbrücke auf der Ländti, stand ein weiteres Gebäude, das zwar auch nicht der Stadt gehörte, aber für Nidau doch eine wichtige Rolle spielte: das obrigkeitliche Ländti- oder Salzhaus. Seit 1623 unterstand der Salzhandel in Bern einem Staatsmonopol. Im ganzen Staat gab es 13 Salzlager. Nidau war von besonderer Bedeutung, weil sich die Einfuhr des burgundischen Salzes über die Hafenstadt am Bielersee abspielte.

Das Nidauer Salzmagazin war 61 Meter lang und 18 Meter breit und diente auch als Kontroll- und Wägstation des Nidauer Zolls. 1896 übernahm die Güterexpedition der Jura-Simplonbahn auf dem Bahnhof Biel die Salzspedition für das Seeland, so dass das Salzmagazin in Nidau seiner Funktion enthoben wurde. 1897 verkaufte der Staat das Gebäude an die Gemeinde Nidau, 1899 wurde es abgebrochen. Die Fassaden, die heute das Bild des alten Stadtkerns bestimmen, stammen zur Hauptsache aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Auf jedes einzelne Gebäude und dessen Geschichte einzugehen, würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Als Beispiele seien hier nur einige wichtige Bauten kurz erwähnt:

Das Nidauer Rathaus ist einer der wenigen Hausteinbauten der Stadt und wurde in den Jahren 1756 bis 1758 unter der Leitung von zwei Neuenburger Architekten und dem Bildhauer Lambelet neu errichtet. Die ockergelben Steine wurden per Schiff von Hauterive hergeführt. Die Stadt erhielt für den Bau des neuen Rathauses damals von der bernischen Obrigkeit eine Staatsanleihe von 20000 Pfund, verzinsbar zu zwei Prozent.

Das ehemalige Zunft- oder Gesellschaftshaus grenzt gleich ans Rathaus an (heute Apotheke Leuenberger). Erstmals erwähnt wird ein Zunftlokal 1496 im Zusammenhang mit dem Stubenzins des Zunftwirts. Das heutige Gebäude wurde 1743/44 gebaut und ersetzte ein älteres Zunfthaus, das durch die Feuersbrunst von 1743 zerstört worden war.

Der Bau der ersten Kirche oder Kapelle in Nidau fällt wahrscheinlich in die Zeit um 1388. In vorreformatorischer Zeit war die Nidauer St. Erhardskirche auch ein Wallfahrtsort für das ganze Seeland. Übriggeblieben aus dieser Zeit ist eine der vier Glocken im Nidauer Kirchturm: Sie trägt die Jahrzahl 1466 und ist der Heiligen Maria geweiht. Zwei weitere Glocken stammen aus dem letzten Jahrhundert; die grösste der vier Nidauer Kirchenglocken trägt die Jahrzahl 1809 und das Nidauer Wappen, die kleinste wurde 1810 vom damaligen Amtsschreiber Albrecht Pagan gestiftet. Die vierte Glocke - die Stundenglocke - kam 1949 dazu. Die heutige Grösse und Gestalt des spätgotischen Kirchenbaus stammt im wesentlichen aus den 1670er Jahren.

Im 16. Jahrhundert hatte die Reformation Gesang und Orgelspiel aus den Kirchen verbannt. Nidau war eine der ersten seeländischen Gemeinden, die nach dieser strengen Zeit wieder eine Kirchenorgel einrichtete. Als der Orgelbauer Samson Schärer aus dem Toggenburg sein Angebot erstmals Vorbrachte, wurde er allerdings vom Rat noch abgewiesen: «(. . .) so ist er in seinem Begehren ab- und dahingewiesen worden, welches in Privathäuser zu stellen, wo man solches ihme erlauben werde.››

Drei Monate später, am 27. Mai 1761, kam der Vertrag zwischen Schärer und der Stadt Nidau zustande. Der Orgelbauer wurde beauftragt, für die Kirche eine neue Orgel mit 15 Registern zu bauen. Im Preis von 500 Kronen war eine Garantie enthalten, mit der sich Simon Schärer verpflichtete «wenn heut oder morgen sich etwas mangelbares und fehlerhaftes erfinden sollte, solches fünf Jahr in guten Stand zu stellen, ohne der Stadt entgeld.›› Dieses erste Instrument wurde 1858 ersetzt, 1907 erhielt Nidau wieder eine neue Orgel - die heutige Kirchenorgel mit ihren 21 Registern stammt aus dem Jahr 1954.

Bis 1821 war der Friedhof bei der Kirche angelegt. «Da der Verwesungsgeruch ausdünstender Leichname in Mitte einer volkreichen Stadt, früher oder später, der Gesundheit ihrer Bewohner hätte nachteilig werden müssen, und da die mit unreinem Wasser und Morast aufgefüllten Gräber den Lebenden längst widerlich und ekelhaft geworden» beantragten mehrere Nidauerbürger an einer Zunftversammlung «den hiesigen Kirchhof als Begräbnisplatz zu abondonieren, und solchen für die Zukunft in der Siechenmatt zu etablieren.»

Bereits am 9. September gleichen Jahres konnte Pfarrer Johann Jakob Schweizer in seiner Abschiedspredigt den neuen Friedhof einweihen.