Von Aarberg‘s Brücken und einem verschwundenen Kanal
Mit dem Stadtbild aufs engste verbunden ist die Jahrhunderte alte gedeckte Holzbrücke am Westausgang Aarberg‘s. Sie musste dreimal neu gebaut werden. Ihre heute noch stehenden Steinpfeiler sind über dreihundert Jahre alt. Fast hundert Jahre lang hatte die Brücke (erbaut 1568 unter Landvogt Peter Bucher) auf hölzernen Pfeilern geruht. Nach mehreren Naturkatastrophen konnten aber die Bürger die Mittel für Neubau und Unterhalt nicht mehr aufbringen und traten im Jahre 1414 Brückenrechte und -pflichten an Bern ab, zu dessen Herrschaft das Städtchen damals bereits seit rund 50 Jahren gehörte. Sogleich erhöhten die Berner den Brückenzoll und verlangten von Aarberg eine Unterhaltssteuer. Doch auch so reichten die Einkünfte für den Unterhalt nicht aus, worauf der Zoll an Private verpachtet wurde. Schliesslich entschloss sich die Regierung in Bern, einen massiveren Bau auf Steinpfeilern zu errichten ( 1660 ).
Die Ostbrücke, heute «Falkenbrücke» genannt, hatte von 1566 bis 1827 keine Neubauten nötig. Erst nachdem im Jahre 1869 ein schweres Salzfuhrwerk sie zum Einsturz brachte, wurde sie durch eine Eisenbrücke ersetzt.
Dank diesen beiden Brücken, die Strassenverbindungen nach allen Richtungen erlaubten, wurde Aarberg zu einem wichtigen Umschlags- und Handelsplatz und zugleich Marktort. Längst fliesst das Aarewasser nicht mehr um das Städtchen herum, und auch den alten und ersten Lauf unter der Holzbrücke durch nimmt es nur noch zu einem geringen Teil ein. Hier ist die Aare eher zu einem breiten Bach, über Lyss nach Büren führend, geworden. Das Hauptwasser fliesst von Niederried weg, vermindert um den über Kallnach (Elektrizitätswerk) geleiteten Teil, durch einen Kanal an Aarberg vorüber nach Hagneck in den Bielersee.
Es dürfte wenig bekannt sein, dass einst auch ein Kanal vom Neuenburgersee bis an die Westseite des Städtchens und damit in die Aare führte. Das Projekt eines transhelvetischen Kanals hatte die Berner schon vor über 200 Jahren beschäftigt. Bereits im Jahre 1646 war mit den Erdarbeiten begonnen worden. Der Kanal wurde fertig erstellt und leitete das Wasser vom Neuenburgersee durch die Broye an Müntschemier und Treiten vorüber und zwischen Siselen und Kallnach hindurch bis nach Aarberg. Er sollte zur «Ersparung vieler Unkosten der Wein- und Salzfuhren» dienen. Für die Projektierung und die Beaufsichtigung hatte die Regierung von Bern einen Fachmann aus Holland kommen lassen. Betrieb und Unterhalt wurden einem Kanalaufseher unterstellt. Henry de Treytorrens von Yverdon und ein Konsortium übernahmen für 1000 Kronen Pachtzins die Aufsicht. Wein und Salz mussten jetzt gemäss Regierungsbeschluss auf dem Wasserwege transportiert werden. Doch die Fuhrleute wünschten keine Konkurrenz; man hatte auf dem Lande bereits den Bau des Kanals zu sabotieren versucht, und nachdem er doch zustande gekommen war, vernachlässigte man den Unterhalt, und die Pächter beklagten sich über zu hohe Zinse. Der Kanal zerfiel.
Im Jahr 1718 war er bereits unbrauchbar geworden. Bern sah die Nutzlosigkeit weiterer Aufwendungen ein und verzichtete auf eine Wiederherstellung. Heute erinnern noch ein Moosgraben und einige Flurnamen an seine einstige Existenz.