Die erste Stadtanlage und ihre Erweiterungen

Auf dem Tuffkegel, den die Brunnquelle durch ihren Abfluß nach der Schüß in geologischer Zeit gebildet hat, stand schon vor der Stadtgründung die Burg der Freiherren von Biel, deren Name und Wappen auf die Stadt übergegangen sind. Da das Schloß Nidau, das 1196 erstmals genannt wird, Anlaß zur Gründung Biels gab, kann die Gründung der Stadt in die ersten jahre des 13. Jahrhunderts angesetzt werden. Die Freiherren von Biel wurden vom Bischof mit der Führung des Meyeramtes betraut. Die topographische Formation des Geländes kam den fortifikatorischen Absichten des Stadtgründers weitgehend entgegen. Die Erbauung der Stadt erfolgte an einem Abhang, von dem aus man einen ungehinderten Ausblick auf die weite Ebene genoß, die Biel vom feindlichen Gebiet der Grafen von Neuenburg und deren Schloß Nidau trennte, während die vor ihrer Südmauer vorbeifließende Schüß zur Verstärkung der Abwehr in zwei parallel verlaufende Arme aufgeteilt wurde. Der Abfluß der Brunnquelle, die seit dem im Sommer 1846 in ihrer Tiefe gemachten Münzfund als Römerquelle bezeichnet wird, wurde in vertieften Gräben längs der Nord-, Ost- und Westseite der Stadtmauern in die Schüß abgeleitet, wodurch die erste Stadtanlage nach allen Seiten durch ein fest ausgebautes Wasser- und Grabennetz gesichert war.

Am Fuß des Berghügels befanden sich noch vor der Errichtung der Stadt die Wohnhäuser der freiherrlichen Dienstleute, welche im Kriegsfall die Burg zu besetzen und zu verteidigen hatten. Nach Analogie anderer und ähnlicher Burganlagen müssen diese Häuser sich in einem Bogen befunden haben, der vom Gasthof zum Weißen Kreuz dem heutigen Verlauf der Schmiedengasse folgte, um dann Richtung Rathausgäßchen und Besentörli abzubiegen.

Die erste Stadtanlage war jedoch nicht nach der Burg orientiert, da diese durch einen Graben von der Stadt abgetrennt war, sondern gegen den Ring, der denn auch durch das ganze Mittelalter und bis in unsere Tage das eigentliche Zentrum der Altstadt geblieben ist. Bereits gegen das Ende des 13. Jahrhunderts mußte die Stadt fast um ihren ursprünglichen Umfang erweitert werden, indem die Untergasse und die kürzere Obergasse in östlicher Richtung um gute 20 Häuserbreiten verlängert wurden, was die Erstellung von rund 80 Häusern ermöglichte. Noch vor der Mitte des 14. Jahrhunderts erfolgte die zweite und bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts die letzte Erweiterung der Stadt, Als Bauplatz dieses neuen Stadtteiles wurde die Ebene gewählt, die südlich an die zwei Schüßarme anschloß.

Die Neuenstadt, wie das neue Stadtgeviert nun urkundlich bezeichnet wurde, erfuhr ihre Erschließung durch zwei südwärts verlaufende Straßenzüge, die bestimmt waren, die Verbindung mit der bisherigen Stadt herzustellen, während zwei Querstraßen eine direkte Verbindung der zwei südwärts verlaufenden Hauptgassen gewährleisteten. In dieser Ausdehnung ist die Stadt im Jahre 1367 im Kriege mit dem Bischof Jean de Vienne von Basel durch diesen vollständig niedergebrannt worden. Jahrzehnte mußten verstreichen, bis die Stadt wieder aufgebaut war. In der südöstlichen Ecke dieses neuesten Stadtteiles wurde 1460 der Grundstein des Johanniterklosters gelegt. Im Krieg mit Bischof Jean de Vienne war die von den Freiherren von Biel stammende Burg, die längst an den Bischof übergegangen war, zerstört worden.

Im Jahre 1405 erteilte der Bischof den Bielern die Erlaubnis, für den Aufbau ihrer Stadt die Steine der zerstörten Burg zu benutzen, doch sollte der noch stehende Turm erhalten und durch ein Dach geschützt werden. Zu jener Zeit wurde das Areal der einstigen Burg in die Wehranlage der Stadt einbezogen. Die Ringmauer wurde von 6 Tortürmen unterbrochen und durch 11 Wehrtürme verstärkt. Während fünf vollen Jahrhunderten vermochte die alte Stadtanlage den Ansprüchen der Bevölkerungszahl zu entsprechen. Wohl entstand seit dem Ende des 17. Jahrhunderts außerhalb des eigentlichen Stadtkerns eine bescheidene Zahl einzelner Landhäuser, die dem Geschmack der damaligen Zeit entsprechend, mit Vorliebe in die freie Landschaft gestellt wurden. Da es sich jedoch zumeist um Landsitze handelte, die mit wenig Ausnahmen nur im Sommer bewohnt wurden, vermochten sie schon ihrer Entfernung wegen das Bild der eigentlichen Stadtanlage nicht wesentlich zu verändern.

Zu dieser Gruppe von Landsitzen gehören das 1694 von Johann Franz Thellung bergseits der Pasquartallee erbaute Rockhall, der Byfang der Familie Chemilleret, das Schlößli in Mett, das am Ende des 17.Jahrhunderts dem Burgermeister Niklaus Wyttenbach gehörte und das vor 50 Jahren vom Altersasyl Gottesgnad gekauft wurde, das Wildermethgut am heutigen Juraplatz, das anfangs des 18. Jahrhunderts von Vincenz Maximilian Wildermeth erworben wurde und in dem sich heute das städtische Arbeitsamt befindet, das Spital-Rebgut in Vingelz (heutiges Haus Rohn), das am Waldrand gelegene Beaumont, das 1765 von der Witwe des Goldschmieds Abraham Moll an alt Venner Dr. med. Johann Rudolf Neuhaus verkauft wurde, das obere Ried des Meyers Abraham Scholl, das untere Ried der Familie Perrot, der sogenannte Garten, ebenfalls der Familie Perrot gehörend, heute im Besitz von Dr. Egli, die beiden Landsitze in der Champagne, im 18. Jahrhundert dem Rudolf Moser und Johann Jakob Nieschang, des großen Rats, gehörend, die Gurzelen des Notars Ferdinand Herrmann und das Haus, das sich 1818 der Indiennefabrikant, Seckelmeister und Bauherr Johann Jakob Huber, gebürtig von Biel und Zürich, vor dem Pasquarttor erbaute.