David Andrist und der Reihengräberfriedhof
Es war der schon erwähnte David Andrist ( 1886 - 1960), Sekundarlehrer in Pieterlen, der uns die Geschichte unserer Vorfahren und den Wert des von ihnen Geschaffenen eigentlich nahe gebracht hat. Neben den hervorragenden Forschungsergebnissen in seiner Simmentaler Heimat hat sich Andrist nämlich auch durch die Erforschung der Geschichte und der Natur seiner Wahlheimat am Jurafuß verdient gemacht. Es sei hier nur auf seine Veröffentlichungen in den «Hornerblättern» der Vereinigung für Heimatpflege Büren a. d. A. hingewiesen (Jahrgänge 1944, 1946, 1951, 1955, 1956). Der Mann mit der Lupe, dem Hammer und dem Meter in der Tasche hat jahrelang unser Dorf und die es umgebenden Fluten abgeschritten, beobachtend, grabend, sammelnd. Vieles ist ihm auch von Schülern und Bauern in seine Junggesellenstudierstube gebracht worden.
Wie Andrist nachgewiesen hat, gab es schon in der mittleren Steinzeit, also vor mehr als 5000 Jahren, Menschen in unserer Gegend, nomadisierende Jäger-Fischer - «Wanderjäger», wie er sie nannte - von denen er in den «Schlangern» und in der «Leimern» gehauene Steingeräte fand: winzige Stichel, Schaber und Klingen aus Feuerstein zur Bearbeitung von Knochen, Holz und Leder.
Die zweite von Andrist besonders erforschte Epoche war die Völkerwanderungszeit. Seine Grabungen von 1928 und 1956/ 57 zeitigten erstaunliche Funde: Ein germanischer Reihengräberfriedhof erstreckte sich von den Thomet-Bünden bis in den Raum der heutigen Kirche hinein, das heißt rechts und links der Kirchgasse. Offensichtlich waren hier im 7./8. Jahrhundert an der Grenze zwischen den Stämmen der Burgunder und Alemannen eine burgundische Siedlung und ein Friedhof entstanden, die später - darauf deuten die Grabbeigaben hin - von den Alemannen übernommen worden waren. Schwerter bei den Männern und Schmuck bei den Frauen, sodann Kleiderreste, besonders Gürtelschnallen, traten zu Tage. Das Prunkstück aber war eine silberplattierte burgundische Gürtelschnalle aus einem Männergrab, deren Verzierungen beweisen, daß ihr Träger bereits ein Christ war. Diese Funde befinden sich heute im Bernischen Historischen Museum.
Mit den Burgundern und Alemannen begann wohl die dauernde Besiedlung des Dorfraumes von Pieterlen. Allerdings datieren die schriftlichen Zeugnisse von einem Dorf erst aus dem 13. Jahrhundert, und zwar im Zusammenhang mit seiner Kirche und seinen Rittern. Die Lage zwischen französisch sprechenden Burgundern und deutsch sprechenden Alemannen hat sich auch in den frühesten Namenformen niedergeschlagen, finden wir doch gleichzeitig «Perla››, «Pelle» und «Perles» neben «Peterlo», «Bieterlon» und «Pieterlen».
Die erste Erwähnung der Edlen von Pieterlen geschieht in einer Pergamenturkunde von 1255, in der Frau Clementa von Mörigen, die Gattin des Berchtold «de Peterlo», einen Verzicht leistet. Die ältesten erhaltenen Siegel dieser Ritter - mit dem aufrecht gehenden Löwen, nach denen das heutige Pieterlerwappen geschaffen worden ist - stammen von 1268, 1269 und 1270. Eine Verkaufsurkunde des Grafen von Habsburg von 1275 führt den oben genannten Berchtold «von Pelle» als Zeugen an. Eine andere Urkunde des gleichen Jahres nennt ebenfalls zum erstenmal den Namen des Dorfes: Zwei Lehengüter in «Perla» werden von der Gräfin von Toggenburg dem Kloster Gottstatt geschenkt