Der Rodel von Pieterlen oder der Hut auf der Stange

Wann und unter welchen Umständen das Gebiet südlich der Pierre-Pertuis, das kirchlich zum Bistum Lausanne gehörte, unter die weltliche Herrschaft der Fürstbischöfe von Basel geriet, steht nicht fest. Der unnatürliche Verlauf der Südgrenze des Fürstbistums zwischen Neuenstadt und Pieterlen läßt auf langwierige Auseinandersetzungen mit dem Grafenhaus von Neuenburg-Nidau schließen.

Die ersten genaueren Angaben über die Rechts- und Grenzverhältnisse gibt uns der «Rodel von Pieterlen». Diese 485 cm lange und 30 cm breite Papierrolle enthält die Zeugenaussagen von Bewohnern der Gegend über Grenzverläufe, Gerichtsverfahren und bäuerliche Abgaben in Pieterlen, Meinisberg, Rotmund und Reiben. Nicht zufällig wird dieses um 1370/73 angelegte Dokument im Bieler Stadtarchiv aufbewahrt. Der bischöfliche Meier in Biel übte nämlich im Namen des Fürstbischofs dessen richterliche und lehenherrliche Befugnisse in Pieterlen aus.

Die bischöflichen Untertanen oder Gotteshausleute hingen von einem Dinghof ab. Diesem war ein vom Bischof ernannter Amtmann oder Ammann vorgesetzt, der gleichzeitig als Statthalter des Bieler Meiers die niederen gerichtlichen Funktionen ausübte. Das entspricht etwa den heutigen Aufgaben des Gemeinderates als Ortspolizeibehörde. Zur Aufsicht über Feld, Flur und Wald bestimmte der Bischof außerdem zwei Bannwarte. Da aber auch die Nidauer Grafen in Pieterlen, besonders in Reiben, Eigenleute oder Leibeigene besaßen, waren die Rechtsverhältnisse sehr verzahnt. Aus diesem Grunde fanden die Gerichtssitzungen vor dem Eingang der Bürener Aarebrücke bei Reiben und jeweils unter dem gemeinsamen Vorsitz des Ammanns von Pieterlen und -  für den Grafen von Nidau - des Schultheißen von Büren statt.

Als dieser seinen Kollegen fragte, in wessen Namen er eigentlich hier sitze, nahm der Amman seinen Gerichtsstab, steckte ihn vor sich in den Boden, setzte seinen Hut darauf und sprach: «Hier ist mein Herr von Basel! » Damit dokumentierte er anschaulich die Hoheitsrechte des Fürstbischofs, ähnlich wie einst Gessler zu Altdorf seinen Hut im Namen Österreichs aufgepflanzt hatte.