Lüscherz Geschichte
Die bei Lüscherz entdeckten Pfahlbaustationen gehören zu den bedeutendsten der Schweiz. Jungsteinzeitliche Siedler sind hier in fünf Ufersiedlungen nachgewiesen, welche in die Zeit von 4000 bis 1800 vor Christus zurückgehen. Zahlreiche Funde zeugen von der Lebensweise der damaligen Menschen und von ihrer vielfältigen handwerklichen Geschicklichkeit:
Gebrauchsgegenstände für den Haushalt (wie Töpfe Schalen usw.) und für die Jagd (Speer- und Pfeilspitzen usw.) die man heute in zahlreichen Sammlungen des ln- und Auslandes unter dem Namen Lüscherz antreffen kann. Die Gemeinde Lüscherz hat vor einigen Jahren die Sammlung von Hans Iseli. Eines versierten einheimischen Kenners käuflich erworben und im Gemeindehaus in Vitrinen zusammengestellt.
Die Sprachforscher nehmen an. dass die Ortsbezeichnung Lüscherz auf die Ansiedlung ausgedienterrömischer Soldaten (Veteranen) zurückzuführen ist. Die sehr schöne Gegend am See fand sicherlich das Gefallen dieser Leute; hier konnten sie sich dem Fischfang und der Jagd widmen, daneben wie auch schon die Pfahlbauer - wohl auch dem Ackerbau. Der wichtigste dieser römischen Siedler trug anscheinend den römischfgriechischen Personennamen Lysicrates. Davon wurden später die Ortsnamenformen Lüsards, Locraz, Lüschiers, Lüsserat, Lüscrat, Lüscheretz abgeleitet. heute Lüscherz und französisch Locraz oder Locras.
Die älteste Urkunde. in der das Dorf erwähnt wird, stammt aus dem Jahre 1271. Damals schenkten die Söhne Berchtolds von Biel dem Kloster Frauenkappelen, in das eine ihrer Schwestern eingetreten war, ein Grundstück mit Reben in «Lüschiers». Damals wurde hier möglicherweise noch französisch gesprochen. Lm Mittelalter hatten in der Gegend die Grafen von Fenis (später Neuenburg-Nidau) den meisten Grundbesitz inne. Auch das Kloster Frienisberg verfügte in Lüscherz über Güter. Die Mühle hatten die Grafen dem Rittergeschlecht von Erlach als Mannlehen übergeben. Diese Edelknechte und Ritter waren gräfliche Dienstleute. denen die Aufgabe oblag, die Burg Erlach zu hüten. Das Mannlehen stellte das Entgelt für geleistete und zu leistende Kriegsdienste dar und war erblich.
Lüscherz war schon immer ein Fischerdorf. Jahrhundertelang war die Fischerei praktisch der einzige Erwerb. Ackerbau wurde sehr wenig betrieben. Die Fische wurden nach dem Fang in Körbe oder Hutten verpackt und auf dem Kopf oder am Rücken auf die Märkte getragen, natürlich zu Fuss. Die Lüscherzer Fischer waren die zuverlässigsten Versorger des Fischmarktes in Bern. Der Marsch dorthin führte über Aarberg und Frienisberg. Die Lüscherzer belieferten auch die Städte Nidau und Biel, ebenso Neuenstadt, La Chaux-de-Fonds und das ganze St. Immertal - zu Fuss über den Chasseral ! Die besten Stücke wie Hechte und Seeforellen wurden jedoch nach Bern gebracht für die Gnädigen Herren.
In einem kleinen Gedicht heisst es:
«Ein armer Fischer bin ich zwar,
verdiene mein Brot stets in Gefahr,
doch lebe ich von Kummer und Sorgen frei,
Weil ich ein armer Fischer bin, juchhei ! »