Anbruch der Moderne
Jahrhundertelang lag Müntschemier völlig abgelegen. Die alte Landstrasse von Bern nach Neuenburg führte über Treiten nördlich des Dorfes direkt nach Ins: dort zweigten Fahrwege zum Dorf ab, In den 1850er Jahren wurde auf Initiative von Müntschemier die Strasse nach Kerzers erbaut, für die auch das Gemeindewerk als Steuerleistung eingesetzt wurde.
Das Gemeindewerk - die Verpflichtung des einzelnen Gemeindeburgers, entschädigungslos öffentliche Arbeiten zu verrichten - lässt sich in Müntschemier weit zurückverfolgen. Vollends aber brachte die Eröffnung der Bern-Neuenburg-Bahn 1901 der Gemeinde einen mächtigen Impuls, der eine Neuorientierung der bisherigen wirtschaftlichen Beziehungen mit Neuenburg und Neuenstadt nach Bern zur Folge hatte.
Zu Beginn des Jahrhunderts fassten im bäuerlichen Müntschemier eine Zementwaren- und eine Uhrenfabrik Fuss. Anschliessend liess die Gemeinde eine moderne Wasserversorgung erstellen: damit verschwanden die zahlreichen alten Sodbrunnen. die je nach Standort 5 bis 15 m tief waren. Während des Ersten Weltkriegs ging es in der Landwirtschaft gut.
Im 20. Jahrhundert
Der landwirtschaftliche Preiszerfall nach dem Ersten Weltkrieg die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre und der Zweite Weltkrieg brachten auch unserem Dorf schwere Sorgen. Der Nachkriegszeit blieb es vorbehalten. der wirtschaftlichen Entwicklung eine ungeahnte Richtung zu weisen. Das 1000 Seelen zählende Völklein. das in vergangenen Zeiten immer wieder als
«die vo Müntschemier» bezeichnet wird. blieb nicht untätig. Dank seiner Aufmerksamkeit und grosser Tatkraft wurden verwirklicht:
- eine mit grossen Kosten verbundene Güterzusammenlegung.
- die teilweise Umstellung der Landwirtschaft auf Gemüsebau, der Übergang vom Pferde- zum
Traktorzug,
- ein neues, schön gelegenes Schulhaus mit Turnhalle,
- die Erweiterung des Kanalisations- und Wegnetzes.
- der Umbau der alten Gemeindeschreiberei in ein gut eingerichtetes Verwaltungsgebäude. in welchem auch Feuerwehrdepot, Dorfbackofen und Gemeindearchiv untergebracht wurden.
- der zeitgemässe Ausbau der Dorfstrasse mit Trottoirs.
- der Dorfplatz mit Glockenturm.
- der längst fällige Neubau des Bahnstationsgebäudes.
- die öffentliche Beleuchtung,
- eine ganze Anzahl neuer Wohnbauten.
- Neubauten und Vergrösserungen gewerblicher und industrieller Betriebe.
- betriebswirtschaftlich notwendige An- und Umbauten behäbiger bäuerlicher Heimwesen, von denen sich eine Anzahl in schönem Schmucke präsentiert.
- Erweiterung und Verschönerung der Friedhofanlage.
Möge die Umwelt ihr Urteil über die Tätigkeit «derer vo Müntscheınier ›› im letzten Jahrhundertviertel fällen!