Knochenfunde aus mehreren Zeitepochen
Wider Erwarten kamen bei den umfangreichen Grabarbeiten im Rahmen der Melíoration Busswil-Büetigen-Diessbach b.B.-Dotzigen während des Zweiten Weltkrieges recht wenig bedeutende Funde zum Vorschein. Einzig die Aushubarbeiten am Dorfbachkanal förderten eine grössere Anzahl von Beweismitteln zutage, allerdings nur Knochen, keine Werkzeuge und Waffen. Leider konnten längst nicht alle geborgen werden, da sowohl das Verständnis für die Bedeutung, als auch das Benzin für einen «unnützen» Gebrauch des Baggers und das nötige Kleingeld fehlten.
Am 18. Mai 1945 stiess der Bagger am neuen Kanal im Schuttkegel des Dorfbaches in 3-4 m Tiefe auf eine grosse Anzahl von Knochen, in lehmigen Sand von bläulicher Farbe eingebettet. Die Fundstelle liegt nördlich des Dorfes, ungefähr dort, wo die neue Bachstrasse das alte Bachbett schneidet und dann recht unvermittelt etwas stärker abfällt. Bevor an eine vollständige Bergung aller Knochen und an eine eventuelle Nachgrabung geschritten werden konnte, bevor die Fundsituation auch nur einigermassen sicher festgehalten war, stürzte der Graben wieder zusammen. An eine Wiedereröffnung konnte aus den vorgenannten Gründen nicht gedacht werden. Die Rohre waren eingebracht und damit basta.
Immerhin wurden dem Aushub eine ganze Kiste voll grösserer und kleinerer Knochen entnommen, welche in der Folge von Dr. Johannes Hürzeler, Basel, wie folgt bestimmt wurden:
«Schädel ohne Unterkiefer des gallo-helvetischen Pferdes sowie weitere 14 zur gleichen Tierart gehörende Knochen. Es handelt sich dabei um ein kleines, schlankes Rösslein von 135-140 cm Widerristhöhe, etwas grösser als ein Pony, aber ein wirkliches Pferd. Da Schädel und Skelett-Teile dieses Tieres auch bei La Tène am Neuenburgersee gefunden wurden, wird es La-Tène-Pferd genannt. Man glaubt, es stamme von einer orientalischen Rasse ab. In unsern Gegenden trat es erstmals zur Bronzezeit auf und bildete auch in der Latènezeit das Zugpferd der hiesigen Bewohner.
Neben den Pferdeknochen fanden sich im gleichen Grabenstück 9 Knochen des Torfrindes, eines zierlichen Rindes von zirka 120 cm Widerristhöhe und einem feinen, hirschähnlichen Kopf, der kurze, aufwärts gebogene Hörner trug. Es tritt als Haustier schon in den ältesten Pfahlbauten auf und wurde in unserer Gegend auch in der Latènezeit als Haustier gehalten. Das Torfrind stellt eine der ältesten Formen unseres Hausrindes dar. Vermutlich bildet es den Ausgangspunkt für die heutigen Braunviehrassen der Alpen. Seine wilde Stammesquelle liegt aber ausserhalb Europas in Asien und Afrika, von wo es entweder über das Mittelmeer oder direkt von Asien her zu uns gekommen ist. Auf alt-aegyptischen Darstellungen erblickt man ein ganz ähnliches Tier.
Bei unserem Fund handelt es sich wohl um ein Tier aus der Latènezeit. Mit zwei Mittelfussknochen ist der Hirsch vertreten. Ein letztes Haustier, das Torfschwein, war bei diesem grossen Knochenfund nur durch ein Stücklein Unterkiefer mit einem einzigen Backenzahn vertreten.»