Die Kanalmühle
«Treiten, ein Dorf, hatt bey zwentzig Häuser, und nach darbey die Canalmühli››, heisst es in einer Aufstellung aus dem 17. Jahrhundert. Der auffällige Name und die Liegenschaft bestehen heute noch. Welche Bewandtnis hat es damit?
Nach dem Bau des Aarbergerkanals 1645 – 1647 errichtete die Obrigkeit unweit Treiten eine Wirtschaft, auf welcher wir 1656 den Kanalwirt Hans Wölfli hausen sehen, und dazu die besagte Mühle. Bern verkaufte diese 1666 an Johann Ludwig Frisching, Landvogt zu Aarberg, um 4000 Pfund.
Der Käufer durfte
1. Die zur Mühle gehörenden Matten einschlagen, heuen, emden und weiden.
2. alle auf dem Moos herum in diesem Bezirk vorhandenen Brunnquellen zusammengraben und in einen laufenden Brunnen leiten.
3. längs der Mühlebesitzung im Kanal fischen.
4. nach Bedarf Grien graben,
5. nach dem Massstab der Witterung auf dem Moos weiden.
6. hinter Erlach nach dem Recht der fünfköpfigen Haushaltungsklasse Brenn- und Bauholz fällen zu welchem wegen der mehr als 1200 Schritte betragenden Entfernung des Treitener Dorfbackofens noch ein Klafter eichenes Scheiterholz nebst dessen Abfall hinzukam (dies letzgenannte Recht wurde 1749 nach langem «brozidiere» bestätigt).
Die Mühle verfügte über zwei Mahlgänge (Mahlhaufen) mit «Rönnle», dazu eine Öle, «Riibi» und «Schliffi». Für das Öle- und das Reiberecht musste die Kanalmühle zwei Immi Weizen. für das Schleifrecht zehn Schilling an das Schloss Erlach entrichten.
Es walteten
1668 Hans Sali,
um 1737/ 1746 Leutnant Schaufelberger aus Erlach.
1769 ein Gosteli.
1786 Hans Kuchen ihres Berufes als Kanalmüller. Schaufelberger war kurze Zeit selbst Eigentümer.
1774 kam die Kanalmühle in den Besitz von Artilleriehauptmann Gabriel Mutach. Vermutlich sein gleichnamiger Sohn. Artillerieoberst, verkaufte diese 1865 an die lnselkorporation Bern.
1870 ging die Kanalmühle in das Eigentum der Berner Torfgesellschaft in Bern über.
Seit 1876 klappert die Kanalmühle zu Treiten nicht mehr. Das nun zum ansehnlichen und seltenerweise schön arrondierten Bauernhof umgewandelte Mühlegut verkaufte die Torfgesellschalt
1877 an Johannes und Friedrich Augsburger von Schangnau.Durch Teilung ging es
1888 in den alleinigen Besitz von Johannes Augsburger über und
1902 durch Zufertigungsvertrag an Elisabeth Augsburger.
1929 übernahm Ernst Peter-Scheurer von Aarberg das Kanalmühlegut käuflich; durch Abtretung gelangte es
1974 an den gegenwärtigen Eigentümer. Hansruedi Peter-Moser. Die Kanalmühle hat also eine hochinteressante Geschichte - nur schade. dass es im Zuge der Zeit heute längst keine eigentliche Mühle mehr ist.