Vinelz Geschichte
Um 1100 sagte man Fenis, ab 1228 Vinils, später Finils und Fenix. Heute ist der Name Vinelz (berndeutsch: Finuz). französisch: Fénis geblieben.
Das Gebiet unserer Gemeinde war schon immer besiedelt. Die Funde am Seeufer gehen bis 4000 Jahre zurück. Nachdem man vorerst vor allem steinzeitliche Funde kannte, sind bei kürzlichen Leitungsbauten durch den Strandboden interessante bronzezeitliche Gegenstände wie Armspangen. verzierte Messer aber auch Reste von Behausungen gefunden worden. Nach diesen neueren Funden ist man in Fachkreisen der Ansicht, dass Vinelz eine der bedeutendsten archäologischen Stationen darstelle und wahrscheinlich das gesamte Seeufer umfasse.
Eine wichtige Epoche erlebte Vinelz im Mittelalter. Angeblich lebte der Stammvater der Grafen von Neuenburg und Nidau. Ulrich der Erste. auf der Hasenburg südlich des Dorfes. Die Söhne des Grafen von Fenis wurden berühmte Männer ihrer Zeit: Kuno war von 1093 bis 1103 Bischof von Lausanne und gründete das Kloster St. Johannsen. Burkhart sass von 1072 bis 1105 auf dem Bischofsitz zu Basel. Eine vom Vinelzer Ehrenbürger Kunstınaler Traffelet bemalte Kachel am Ofen im Gemeindesaal in der Käserei stellt eine der bekannten Taten von Bischof Burkhart von Fenis dar, nämlich die Erbauung des Schlosses von Erlach um 1100.
Die Hasenburg, die wahrscheinlich auf einer keltischen Befestigungsanlage erbaut wurde, liegt heute auf dem Gemeindegebiet von Ins. Wahrscheinlich war die Burg nur kurz bewohnt und zerfiel dann. Noch 1790 waren aber ein Teil des Burgfriedes und andere Mauerreste sichtbar, wie eine zeitgenössische Federzeichnung dies zeigt, heute sieht man nur noch die Burghügel und -gräben.
In Vinelz steht eine der fünf alten Kirchen des Amtsbezirkes. Die Kirche wird bereits im 12.Jahrhundert erwähnt und steht in einer noch heute sehr gut erhaltenen, erhöhten, ummauerten Anlage im Dorfkern. lm Innern findet man einen schönen romanischen Taufstein und bei der letzten Renovation 1951 wieder hervorgebrachte alte Fresken. Die Kirchgemeinde umfasst seit jeher die Dörfer Lüscherz und Vinelz. Noch heute wird ein Abendmahlsbecher als Lüscherzbecher bezeichnet. und früher hatte die Kirche einen separaten Eingang für die Kirchgänger aus Lüscherz. Die Chorgerichts-Manuale wurden in Vinelz ab 1627 geführt. sie enthalten bereits viele heute noch in den beiden Gemeinden ansässige Geschlechter. wie von Vinelz: Bloch. Gutmann. Hämmerli, Klening, Meuter, Traffelet, Weber.
Die Kirche, das grosse Pfarrhaus mit dem kürzlich schön renovierten Spycher und die umliegenden Bauernhäuser bilden noch heute einen sehr schön gegliederten Dorfkern, der an die früher sicher grössere Bedeutung dieser Siedlung auf dem Ausläufer der südlichen Seehügel erinnert. Auch in Vinelz hat die Juragewässerkorrektion grosse Änderungen gebracht, führte doch vorher die Strasse von Erlach nach Lüscherz und Biel oder Bern nicht wie heute dem See entlang, sondern durchs Dorf, bei der Kirche vorbei nach der Oberen Budlei.
Der Weiler Obere Budlei war früher ein Herrschaftsbesitz mit Musterbauerngut und hat bis heute seinen Charakter als abgeschiedene Siedlung in einer sanften Landschaft wahren können. Der wohl illusterste Besitzer des Gutes war der seinerzeitige Stadthauptmann Samuel Henzi. dem es von 1737 bis 1743 gehört hatte, Henzi gehörte zu den Verschwörern, die sich gegen die Obrigkeit der Stadt Bern gewandt hatten und wurde 1749 in Bern hingerichtet.
Aus dem letzten Jahrhundert sind vorallem noch schlimme Ereignisse bekannt: Eine der Ofenkacheln im Käsereisaal gibt das Ausschenken der Armensuppe wieder, was auf die nicht seltenen Hungersnöte im Seeland hinweist. Aus dem Jahre 1825 ist die Abschrift einer «Leichen-Rede und Abdankung bey dem Begräbniss der dem fürchterlichen Brande in Vinelz, Oberamt Erlach, verunglückten Zehn Personen» erhalten. die Christian Tschirren. «Schullehrer allda» verfasst hatte.
Die Juragewässerkorrektion brachte am Seeufer einen neuen Landstreifen zum Vorschein, der etwa 60 ha ausmachte. Man wusste aber anfänglich nichts Rechtes anzufangen mit diesem Seeuferstreifen. der zudem noch vom Bisenwellenschlag wieder weggefressen wurde, so dass um 1930 herum in Zusammenarbeit mit dem Staat Bern eine Uferbefestigung gebaut werden musste. Der grösste Teil dieser Uferparzellen wurde verkauft und damit hat der Tourismus zuerst in der Form von Touristen als Ferienhausbesitzer am Seeufer in Vinelz begonnen.
Vinelz ist die Gemeinde im Amt, die in den letzten 10 Jahren den grössten Bevölkerungszuwachs (etwa 25%) aufweist. obwohl alle andern Bevölkerungsabnahme zu verzeichnen haben. mit Ausnahme von Ins. Gegenwärtig zählt Vinelz etwa 540 Einwohner. Diese Bevölkerungszunahnıe ist sicher eine Folge des günstigen Gemeindesteuerfusses von 2,2% (ohne Kirchensteuer): aber auch das Errichten grösserer Überbauungen in den letzten Jahren hat viele Leute angezogen.
Da die wichtigsten öffentlichen Aufgaben, wie Wasserversorgung, Entsorgung, Ortsplanung, Gemeindehaus mit Gemeindeverwaltung. Mehrzweckhalle usw. realisiert sind, stellt die gesunde Finanzlage von Vinelz den Behörden ein gutes Zeugnis aus. Obwohl 47% der Beschäftigten in der Industrie und im Gewerbe arbeiten und etwa 33% in der Verwaltung und in Dienstleistungsbetrieben tätig sind. ist die Bevölkerung mehrheitlich mit dem Herkömmlichen, vorallem mit der Landwirtschaft verbunden. Auf den 24 Betrieben arbeiten heute noch etwa 20% der Beschäftigten Die meisten Bauern betreiben gemischte Kulturen, einige haben sich auf einheitliche Tierhaltung eingerichtet. Der Obstbau ist seit jeher in Vinelz recht verbreitet. Besonders die Kirschen gedeihen gut. In Vinelz gibt es keine Industrie. Zwei grössere Gewerbebetriebe der Holz- und Baubranche beschäftigen etwa 40 Personen. Daneben gibt es verschiedene kleinere Gewerbebetriebe. ein Lädeli und die Käserei. In der oberen und unteren Wirtschaft werden nicht nur die Vinelzer verwöhnt. viele auswärtige Gäste kommen zum Essen nach Vinelz.
Bei den Vereinen haben sich verschiedene schöne Bräuche gehalten. Die Turner, der Männerchor oder die Feldschützen veranstalten im Sommer Strandfeste am See, die auch von den Feriengästen gut besucht werden. Zur Finanzierung ihrer sozialen Tätigkeiten wie Altersnachmittage und Altleutefahrten backen die Landfrauen im neu eingerichteten Gemeindeofenhaus Brote und Züpfen und verkaufen diese öffentlich. Als seinerzeit die Postleitzahlen eingeführt wurden, haben sich viele Vinelzer gewundert. dass wir mit Tschugg, Gurbrü und Wileroltigen gemeinsam die gleiche Postleitzahl teilen mussten, obwohl damals bei der Post niemand etwas von einem Irrtum wissen wollte, wird nun dieses Kuriosum auf den 29. Mai 1983 geändert, man adressiert dann: 3234 Vinelz.
Der 9-köpfige Gemeinderat und die andern Gemeindebehörden werden noch direkt an der Gemeindeversammlung nach dem Majorzverfahren gewählt. Die Gemeindeverwaltung hat heute 3 Hauptamtangestellte. Ein wichtiger Aufgabenbereich der Gemeinde ist die Pflege der 91 ha Gemeindewald, in dem bekanntlich die grössten Tannen unserer Gegend stehen. Wegen der
Zunahme der Bevölkerung in Vinelz und der Abnahme der Schulkinder in Lüscherz kamen die beiden Gemeinden vor 5 Jahren überein. die Primarschulen zusummenzulegen und klassenweise in den beiden Dörfern zu betreiben. So konnte, allerdings mit einem Schulbus, eine 4-teilige Primarschule erreicht werden. ohne dass neue Lehrkräfte benötigt wurden.
An einem schönen Sommerwochenende hat dann Vinelz nicht 450 sondern etwa 1500 Einwohner. Das ist der Tourismus hier. Die Feriengäste haben in Vinelz etwa 100 Ferienhäuser und 10 Zweitwohnungen errichtet. Die meisten Touristen verbringen die Wochenenden und Ferien in den etwa 280 Camping-Einheiten am Seeufer, die alle das ganze Jahr über hier stehen bleiben . Die Gasthöfe bieten 16 Betten an und einige Private vermieten Ferienwohnungen. Die Gäste kommen hauptsächlich wegen dem See. Das Wasser hat sieh nun, nach der vor etwa 30 Jahren durch die Abwasser eingeleitete Verschmutzung, infolge der Wirkung der Kläranlagen langsam wieder erholt. Das Baden im See ist in den letzten Jahren wieder stark aufgekommen; dies ist ja richtig, ist doch das Seewasser in Bezug auf Krankheitserreger viel weniger gefährlich als das zum Teil noch geheizte Schwimmbeckenwasser.
Die Feriengäste gehen mit dem Boot auf den See zum Segeln oder Fischen, andere ruhen sich einfach in den Ferienhäusern und Campingwagen oder auf den Strandwiesen aus. Die schönen Spaziermöglichkeiten werden sehr geschätzt, wobei der Wanderweg über die Hofmannsfluh gegen Lüscherz mit seinen vielen Aussichtspunkten über den ganzen See und der Marsch auf die St. Petersinsel wohl die bevorzugtesten sind.
Der gemeinsame Begegnungsort der Feriengäste und Einheimischen ist die schöne Strandwiese derGemeinde. die sogar noch einen kleinen Naturstrand aufweist.Ein ehemaliger Pfarrer von Vinelz hat unser Dorf so empfunden:«Du freundlich Land am Bielersee, des Aug bald hell, bald dunkel blickt. Wer wär in Sonnenglut und Schnee ob deiner Anmut nicht entzückt ? An sanfter Lehne aufgebaut und doch dem Fremden fast versteckt, träumst du, mein Dörflein und kein Laut dich aus dem leisen Schlafe weckt.»