Vom Bau der Stadt Nidau
Obgleich am Ausfluss der Zihl aus dem See (Bieler Strandbad) eine bedeutende Pfahlbaustation, der Steinberg, auf das Bewohntsein der «nideren ouwe» hinweist und im benachbarten Ipsach und Port, besonders aber auf dem Jensberg und in Petinesca keltische und römische Niederlassungen nachgewiesen, sogar zu Tage gefördert werden sind, so dürfen wir trotzdem nicht in Versuchung geraten, den Ursprung unserer Stadt Nidau in jenen Zeiten zu suchen. Weder im Areal des Schlosses, noch in dem der Stadt sind römische Spuren entdeckt worden.
Das Vorhandensein des Schlosses Nidau ist erstmals nachgewiesen durch eine Urkunde vom 30. August 1196, ausgestellt daselbst durch Graf Ulrich Ill. von Neuenburg. In ihm dürfen wir den Erbauer der trotzigen Wasserburg vermuten. Sie hat sich seit Bestehen vielfach verändert, erweitert, vermochte aber dennoch nicht alle im Dienste des Grafen stehenden Leute aufzunehmen. Daher müssen wir als Vorläuferin der eigentlichen Stadt die jenseits der «Vogelstaudenzihl›› auf dem «Mühliruns›› gelegene Vorburg (Vesti) betrachten.
Den Ausbau zu einer eigentlichen Stadt, d. h. zu einer Oertlichkeit init Gräben, Ringmauern, Türmen und Toren, verdanken wir Rudolf III., dem mächtigsten Repräsentanten des nidauischen Grafenhauses. Eifriger Anhänger Oesterreichs lebte ner aber gleichwohl mit Bern auf freundschaftlichem Fusse, hat er doch für seine beiden Söhne noch 1336 in Bern Burgrecht auf 20 Jahre genommen. Die gegen Bern gerichtete grosse Adelskoalition gefährdete seine guten Beziehungen zu dieser Stadt und so finden wir ihn, nach der entscheidenden Adelsversammlung von 1337 im Schloss Nidau, auf der Seite, ja an der Spitze der Feinde Berns.
Unzweifelhaft waren es strategische Erwägungen, die ihn zum Bau einer fertigen Stadt veranlassten. Wenn auch unter dem Einfluss des drohenden Konfliktes mit Eifer an den Aussenwerken der Stadt gearbeitet worden ist, ist doch die Fertigstellung vor Ausbruch der Feindseligkeiten nicht erreicht, vielmehr ist sie durch den Tod. des Gründers vor Laupen (21. Juni 1339) und die Fortdauer des Krieges verzögert worden.
Ein Eckwehrturm und einige Überbleibsel der Ringmauer sind die einzigen Zeugen der damaligen Stadt, deren trapezförmiger Grundriss jedoch noch deutlich erkennbar ist.
Eine ungelöste Frage ist die der Belehnung Nidaus durch den Bischof von Basel, gleich derjenigen, warum schon 1329 das Schloss als ein Lehen des Krummstabes genannt ist. Die bezüglichen Urkunden sind nicht mehr vorhanden.