Maienbräuche
Maienbräuche Unter den Brauchen, die aus grauer Vorzeit sich erhalten haben bis in unsere Tage, sind vor allem die Maibräuche zu erwähnen, der Eierlauf oder Eieraufleset und das Maientannliaufstellen. Beide sind noch voller Leben, denn Tannli werden in Büetigen den beliebten jungen Mädchen jedes Jahr in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai, also in der für den Volkszauber so wichtigen Walpurgisnacht, vor das Haus gestellt, während die Eierläufe eher an Beliebtheit eingebüsst haben und bloss noch alle paar Jahre einmal im Dorf oder in einer Nachbarortschaft durchgeführt werden.
Maientannli aufstellen. Am Abend des 30. April fällen die ledigen Burschen im Wald die nötige Anzahl hoher, gertenschlanker Tannen vom Typ Gerüsttannli oder etwas gröber. Die Bäumchen werden ausgeastet bis auf einen Giebel von der Grösse eines Weihnachtsbaumes, welcher mit Papierrosen und farbigen Bändern geschmückt wird. Schön im Senkel unter einem Dachvorsprung (Dachtrauf etc.) wird ein Setzloch gegraben und das Stämmchen eingepflanzt. Katzenleise wird eine Leiter ans Dach gelegt und einer der Burschen befestigt oben mit einem handlichen Strick den Stamm fest am Hause, dass kein Sturm des Ganze fälle. Die heiratsfähigen Mädchen schlafen schlecht in dieser Nacht. Auf dem Ellbogen liegend wird gelauscht, ob sich nichts tue vor dem Haus, um dann erst glücklich ins Kissen zu sinken, wenn das so sehnlich erwünschte Stämmchen an Ort und Stelle steht. Der Brauch will es, dass die gleichen Burschen die Zier noch innerhalb des Wonnemonats wieder wegnehmen, worauf sie im Anschluss von der Schönen gebührend bewirtet werden.
Eieraufleset. Die übliche Form dieses Spiels ist die des Wettlaufs. Eine Partei muss die zum voraus bestimmte Anzahl Eier, welche in einer Linie in festgelegten Abständen liegen, auflesen und entweder einzeln zu einer mit Spreuer gefüllten Wanne tragen oder, dem Partner, welcher die Wanne in den Händen hält, zuwerfen. Die andere Partei bestimmt einen tüchtigen Läufer, welcher eine genau bezeichnete Stelle des Nachbarortes im Schnellauf zu erreichen und wieder zum Startort zurückzukehren hat, wenn möglich bevor alle Eier aufgelesen sind.
Sackgumpet. Vor gut hundert Jahren, nämlich im Sommer 1872, wurde dem hiesigen Pintenwirt Arn bewilligt, einen Sackgumpet mit Tanz durchzuführen. Da auch von den ältesten Dorfbewohnern niemand sagen konnte, in welcher Form das lustige Spiel in Wirklichkeit durchgeführt wurde, galt es, in der Literatur Nachschau zu halten. In Masügers «Buch der alten Schweizerspiele›› fanden sich folgende Angaben: Die Teilnehmer wurden in leinene Säcke gesteckt, welche jedem passen mussten. Unter den Armen wurden die Säcke zugebunden, als Erschwerung etwa auch über den Schultern. Auf das Startzeichen setzten sich die Läufer in Bewegung, stürzten und strampelten sich mit unendlicher Mühe wieder auf die Beine, um am Laufe weiterhin teilzunehmen. An einzelnen Orten musste zusätzlich eine Latte in Zaunhöhe überwunden werden oder es galt, sich zwischen den Seigeln einer Leiter hindurchzuwinden, um dann schliesslich gumpend das Ziel zu erreichen.