Bös hereingefallen
Es war ein Bauer aus dem Fraubrunnenamt, der es nicht für glaubhaft hielt, was ihm alles vom Oltigenmätteler zu Ohren getragen wurde und er gedachte, den Wassergschauer ein für alle Mal derart auf den Esel zu setzen, dass er das allgemeinen Gelächters sicher war. So nahm unser Oberschläuling denn ein gäbiges Gütterli, seinem schitteren Rösslein ab, liess dessen Morgenwasser statt in den Schorgraben in ein Becki rinnen, füllte das Gütterli, verzäpfte es und machte sich anderntags sschon früh auf den weiten Weg zur Oltigenmatt. Als er dort endlich an die Reihe kam, jammerte er dem Wunderdoktor vor, wie schlecht es um die Gesundheit seiner Alten bestellt sei. Hier sei deren Morgenurin.
Der Wasserdoktor begab sich zum Fenster, schaaute lange und ernsthaft durch das volle Gütterli, um dann wenig aufschlussreich zu murmeln: „mhm, mhm !“ worauf er sich in das Nebenzimmer begab, das Mittel zu rüsten. Nach einiger Zeit kam er zurück, ein gut gefülltes Säcklein in der Hand. Ganz ernsthaft, ja, fast ein wenig geheimnisvoll überreichte er es unserem Schlaumeier mit den Worten: „jetzt gehst Du den nächsten Weg heimzu, ohne öppe noch einzukehren, versammelst alle Diensten, Frau und Kinder, betest mit Ihnen und dann öffnest Du das Säcklein.Zuoberst wirst Du einen heilbringenden Zettel finden. Den öffnest Du und liesest ihn dreimal laut vor. Wenn Du dich genau an meine Weisungen hälst und keinen Fehler machst, ist die Krankheit sicher in kurzer Zeit behoben.“
Man kann sich vorstellen, wie sich unser Bauer auf dem ganzen Heimweg ausmalte, welches Gelächter der Zettel zur Folge haben werde, wenn jedermann wisse, dass der dumme Oltigenmätteler das Wasser des Gaules beguckt habe, statt das der Bäuerin.
Die Stallarbeiten waren schon beendigt und jedermann strömte gerade zum Tisch, als der Meister daheim in die Stube trat. Schmunzelnt gab er der Frau und dem Gesinde den ganzen Sachverhalt bekannt. „Und jetzt wollen wir doch sehen, was der hereingefallene Wassergschauer der Mutter für ein Mitteli verschrieben hat auf Grund des Wassers von unserem Ross“. Damit öffnete er das Säcklein. Was fand sich darin ? Nichts als Hafer, ganz gewöhnlicher Hafer und obenauf lag ein Zettel, Wort für Wort las der Bauer den Spruch vor:
Niggu,gib dym Ross dervo,
bruchsch de nümme umezcho.