Skilager 1956 in der Stierenhütte: Erfrierungen an Händen und Füssen
Alice Schneider-Schneider, Jahrgang 1941, Münchenbuchsee
An einem sehr kalten Morgen kam der Befehl an die Mädchengruppe zum Ausrücken mit Herrn Eymann. (Kalt war es wirklich, die am Abend zuvor eingelegten Dörrbohnen waren am Morgen in der Küche zu einem Klumpen gefroren). Zähneknirschend haben wir uns gefügt und unsere Skier mit Kandahar Bindungen angeschnallt.
Der Start übers freie Feld mit der Bise im Rücken war noch ganz erträglich. Nach geraumer Zeit kamen wir zu einem unberührten Hang, der uns zu einer rassigen Abfahrt im Neuschnee verlockte, wo wir natürlich etliche Badewannen hinterliessen. Die Meinung, ein Rundweg würde zur Stierenhütte zurückführen, stellte sich zum Leidwesen aller als fataler Irrtum heraus. Was
blieb uns anderes übrig, als murrend wieder den Hang hinauf zu kraxeln. (Skilifte waren zu der Zeit im Gurnigelgebiet Wunschträume !) Schweissgebadet kamen wir oben an. Jetzt begann erst das grosse Leiden. Unterdessen hatte es nämlich zu schneien begonnen und die beissende Bise schmiss uns den eisigen Schnee direkt ins Gesicht. Unter Lach- und Weinkrämpfen kämpften wir uns vonwärts. Mit grosser Verspätung kamen wir mit vereisten Gesichtern und Erfrierungen an Händen und Füssen zum Mittagessen.
Die Lehrerschaft war in grosser Sorge und Aufregung um unsere Gruppe. Sofort massierten die Schulkameraden auf Geheiss der Lehrer unsere Hände und Füsse in Eimern mit kaltem Wasser. Einige von uns mussten sogar ärztlich behandelt werden, aber schlussendlich haben alle die Strapazen schadlos überstanden.Die Standpauke, die Herr Eymann von Herrn Friedli einfing, war Balsam für unsere aufgewühlten Gemüter! Es war trotzdem ein schönes Skilager.
anmerkung:
meine Mutter verbrachte damals ein Welschjahr. Ihr Zimmer war immer unbeheizt, Sie nahm jeweils eine Bettflasche am Abend unter die Decke, das Wasser darin war am Morgen jeweils gefroren. Die Erfrierungen sah man noch Jahrzehnte danach.